Bustee Welfare Centre (BWC)

Individuelle Betreuung und Förderung

Vom Kindergarten bis zum Schulabschluss – weil das BWC in den Communities anerkannt und gut vernetzt ist, sind die Schul- und Ausbildungsplätze sehr begehrt. Allerdings sind die Kapazitäten begrenzt, was Platzproblemen und Finanzierung, aber auch den „natürlichen Grenzen“ einer individuellen Betreuung geschuldet ist. Oft bewerben sich Kinder, deren Geschwister schon am BWC sind oder die durch Bekannte davon gehört haben. Die Sozialabteilung prüft die Anträge, besucht und befragt Eltern und Kinder. Dies ist wichtig, um sicher zu stellen, dass es zuhause genügend Rückhalt für deren Ausbildungsweg gibt. Die Bewerbungen werden dann in verschiedenen Gremien geprüft und nach weiteren Interviews ausgewählt.

Als slum school ist das BWC in jeder Hinsicht besonders. Hier hat fast jedes Kind einen schwierigen Familienhintergrund – sei es durch Konflikte, gesundheitliche und finanzielle Probleme, oder weil viele sich selbst überlassen sind. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist ihre Motivation groß. Denn in der Schule lernen sie neue Welten kennen, sie treffen Menschen aus anderen Schichten und Kontexten, erwerben soziale Kompetenz und Selbstrespekt. Ein wichtiges Rüstzeug, um sich im Leben behaupten zu können!

Hier sind sie nicht „Slumkinder“ wie in anderen Schulen, sondern man weiß, wo sie herkommen und was sie brauchen – und das ist weit mehr als Unterricht, Versorgung und Ernährung. Die Lehrer und Sozialarbeiter kennen jedes einzelne Kind und seine Familie, sie beobachten seine Entwicklung, bieten Rat und tatkräftige Hilfe an, damit das Kind seinen eigenen Weg auch wirklich gehen kann.

Wie das im einzelnen läuft, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich wird aber jedes Kind – ob es im Kindergartenalter oder später in die Betreuung des BWC kommt – so gut wie möglich begleitet und individuell betreut. Manche schaffen es nicht, die Schule zu beenden, für sie werden passende Weiterbildungskurse oder gute Arbeitsstellen gesucht. Andere werden durch spezifische Zusatzangebote unterstützt, z.B. Nachhilfe, externe Kurse (Sprachtraining, Kunst, Musik), oder bei Befähigung bis zum Universitätsabschluss gefördert.

Die Nursery School

Die meisten Kinder kommen schon früh zum BWC. Grundsätzlich werden sie ab dem 4. Lebensjahr aufgenommen, um ihnen von Anfang an eine komplette Schulbildung zu ermöglichen.

Dem Kindergarten schließt sich die Vorschule, die Nursery School, an. In hellen und farbenfrohen Räumen werden die Kleinen in Fächern wie Englisch, Lesen und Schreiben auf die Grundschule vorbereitet. Es wird viel gesungen und gespielt – hier entsteht eine Gemeinschaft außerhalb des eigenen bustee. Und enge Freundschaften, die ein Leben lang halten.

Schule Klassen 1 bis 7

Die Klassen der Grundschule bis einschließlich zur 7. Klasse werden im Hauptgebäude in der Love Lock Street unterrichtet. Hier findet täglich Unterricht in allen Schulfächern statt, wobei viel Wert auf Einzelförderung gelegt wird. Wer mehr Unterstützung braucht, bekommt gezielt Nachhilfe. Zudem gibt es eine Vielzahl an außerschulischen Aktivitäten, um den Zusammenhalt zu stärken und Ausgleich anzubieten. Jeden Tag wird ein nahrhaftes, gesundes Mittagessen frisch gekocht, ergänzt durch ein Glas Milch und Obst.

Nach Abschluss der 7. Klasse wechseln die Kinder zu öffentlichen Schulen, meist bis zum Abschluss der zwölfjährigen Grundschulzeit (in Indien gilt das englische Schulsystem). Danach gibt es zwei Klassen Pre-College und bei Eignung anschließend das College.

Das BWC bietet bewusst Unterricht lediglich bis zur achten Klasse an. Diese Zeit reicht aus, um die Kinder gut vorzubereiten und für das Leben außerhalb der bustee school zu festigen. Sie sollen sich dann einfügen in das normale, öffentliche Schulsystem, sich außerhalb des geschützten Raums entwickeln. Aber sie bleiben weiterhin in der Obhut der BWC-Familie, durch finanzielle und vor allem persönliche Unterstützung. Die BWC-Sozialarbeiterinnen und Lehrerinnen treffen sich regelmäßig mit Kollegen der weiterführenden Schulen, besprechen Fortschritte und Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes bzw. Heranwachsenden.

Kompetente Unterstützung

Die Lehrerinnen des BWC kommen teilweise selbst aus einem bustee und wissen genau, was diese Kinder bewegt und wie sie auf sie zugehen müssen. Sie fühlen sich wie Mütter, die mit einer Mischung aus Liebe und Strenge Orientierung geben. Und sie sind einfach da bei Problemen und für Dinge, die oft nichts mit dem Unterricht zu tun haben.

„Unsere Arbeit erfüllt uns mit großer Zufriedenheit!“ sagen sie, und sie sprechen kaum von den langen Arbeitswegen, den vielfältigen Aufgaben und Belastungen. Sondern von vielen kleinen Geschichten, die zeigen, dass sich ihr Engagement lohnt.

„Man kann in einer Slumschule nicht 100 Prozent Erfolg haben! Bei manchen Kindern ist es 99, bei anderen 40 Prozent. Aber auch das ist ein Erfolg, denn es ist besser so viel wie möglich zu erreichen, als gar nichts!“

Aus dieser Überzeugung heraus bewegen sie viel.

Platz für ein besseres Leben

Das BWC hat über die Jahre drei Gebäude in zentraler Lage im Süden Kalkuttas erwerben können. In diesen sind die Schulen und die meisten Projekte untergebracht. Wichtig sind der gute Zustand und die kontinuierliche Pflege der Gebäude, was trotz des extremen Klimas mit Hitze und Monsunregen nicht gerade selbstverständlich ist.

Leider gibt es bisher zu wenig Frei- und Sportflächen, wo sich die Kinder in den Pausen austoben können. Für spezielle Events wie den Sports Day oder Theateraufführungen werden externe Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.